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Sprach-/Sprechstörungen
Hier erfolgt ein kurzer Querschnitt zu den wichtigsten Sprach- und Sprechstörungen unter Einbeziehung verschiedener Altersgruppen, sowie begleitenden Krankheits- und Störungsbildern. Für eine ausführliche und individuelle Beratung können Sie mich gerne kontaktieren.
Sprachentwicklungsstörung/ Sprachentwicklungsverzögerung
Von einer Sprachentwicklungsstörung bzw. Sprachentwicklungsverzögerung spricht man dann, wenn ein oder mehrere Teilbereiche der Sprache (Sprachverständnis, Wortschatz, Lautbildung und/oder Grammatik) nicht altersgerecht entwickelt sind. Dieses komplexe Störungsbild betrifft Kinder. Der Teilbereich Lautbildung kann jedoch auch bei Jugendlichen und Erwachsenen betroffen sein. Sie können oft den S-Laut nicht korrekt aussprechen. Auch hier kann eine logopädische Behandlung helfen.
Bei Defiziten im Bereich Sprachverständnis können die Kinder verschiedenen Wörtern keine Bedeutung zuordnen und somit z.B. Handlungsanweisungen ggf. nicht umsetzen. Das schränkt sie in der Interaktion mit anderen Menschen/Altersgenossen ein und beeinflusst so auch ihre sozial-emotionale Entwicklung.
Bei Defiziten im Bereich Wortschatz ist die Anzahl der Wörter, welche die Kinder selbst aussprechen und nutzen im Vergleich zu anderen Kindern ihres Alters deutlich reduziert. So können die Kinder ihren Bedürfnissen und Gefühlen oft nicht genügend Ausdruck verleihen und sind in ihrem Kommunikationsverhalten beeinträchtigt.
Bei Defiziten im Bereich der Lautbildung ist der Bewegungsablauf/die Lage der muskulären Strukturen (z.B. Lippen und Zunge) bei einem oder mehreren Lauten oft nicht klar und der betroffene Laut wird durch einen anderen ersetzt, ausgelassen oder nicht korrekt ausgesprochen (z.B. Tamm statt Kamm oder warz statt schwarz). Das Kind kann jedoch auch im Hören beeinträchtigt sein und vertauscht ähnlich klingende Laute, weil sie sich für das Kind gleich anhören ( z.B. Becker statt Wecker). Auch eine fehlerhafte Lautbildung aufgrund einer muskulären Fehlfunktion (z.B. von Lippen und Zunge) ist möglich. Oft liegt auch eine Kombination aus mehreren Auffälligkeiten vor.
Wichtig ist jedoch zu sagen, dass das Vertauschen, Auslassen und/ oder fehlerhafte Aussprechen von Lauten zu Beginn der Sprachentwicklung noch völlig normal ist. Die verschiedenen Laute müssen erst ab einer bestimmten Altersgrenze korrekt gesprochen werden. Diese Altersgrenze ist nicht für jeden Laut gleich. Zusammenfassend kann jedoch gesagt werden, dass spätestens mit 4 Jahren alle Laute korrekt artikuliert werden sollten. Sind sehr viele Laute betroffen, kann auch der Beginn einer logopädische Behandlung vor Erreichen des 4. Lebensjahres angestrebt werden.
Bei Defiziten im Bereich Grammatik fehlen im Satz oft bestimmte Wörter oder werden an die falsche Position gesetzt (z.B. Mama Essen holt). Auch die fehlerhafte Nutzung der Artikel ( z.B. Der Katze ist sehr schnell.), der Mehrzahl (z.B. Die Pullovers sind blau.), der Verbflexion (z.B. Der Mann haben ein Auto) oder der Kasusmarkierung (z.B. Das gehört die Mama. Das gehört den Papa.) kann eine logopädische Behandlung erfordern.
Sprachentwicklungsstörung und Hörstörung
Das Hören ist in Bezug auf eine komplikationslose Sprachentwicklung die wichtigste Sinnesfunktion des Menschen. Bei Verdacht auf eine Sprachentwicklungsstörung/ Sprachentwicklungsverzögerung sollte deshalb auch immer die Hörleistung von ärztlicher Seite abgeklärt werden. Kommt es in diesem Bereich zu Auffälligkeiten sollte parallel zu den Maßnahmen zur Verbesserung der Hörleistung auch eine logopädische Beratung, Diagnostik und ggf. Therapie erfolgen. Eine Hörstörung beruht auf einer Erkrankung/ Schädigung im Bereich des äußeren Ohres, des Mittelohres und/oder des Innenohres.
Sprachentwicklungsstörung und zentral-auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (ZAVWS)
Im Gegensatz zur oben beschriebenen Hörstörung kommt es bei einer
zentral-auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsschwäche (ZAVWS)
zur Beeinträchtigung der Weiterleitung von gehörten Informationen im Hörnerv und Gehirn. Dies kann natürlich auch sprachliche Auffälligkeiten nach sich ziehen.
Die Kinder sind leicht durch Höreindrücke der Umwelt ablenkbar und in der Folge oft unkonzentriert. Sie haben eine geringe Hör-Merkspanne und verwechseln oft ähnlich klingende Wörter. Auf laute Umgebungsgeräusche reagieren sie oft viel empfindlicher als andere Kinder.
Auch hier helfen und unterstützen wir als Sprachtherapeuten.
Sprachentwicklungsstörung und umfassende Behinderung
Auch bei Menschen mit einer umfassenden Behinderung (z.B. Downsyndrom) können Sprachstörungen auftreten. Wie bei allen Patienten ist auch hier eine genaue Anamnese und differenzierte Diagnostik für die richtige Setzung der Therapieschwerpunkte und den individuellen Aufbau der Therapie unverzichtbar. So kann die Kommunikationsfähigkeit und Teilhabe der Patienten im Alltag verbessert werden.
Sprachstörung als Folge einer neurologischen Erkrankung
Bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen kann auch eine Erkrankung des Gehirns/ der Nerven oder eine Gehirnverletzung nach einem Unfall zu Sprachstörungen führen. Auch diese Patienten werden von Logopäden therapeutisch behandelt. Auf bestimmte logopädische Störungsbilder im Erwachsenenalter werde ich gleich noch etwas näher eingehen.
Sprach- und Sprechstörungen im Erwachsenenalter
Sprach- und Sprechstörungen im Erwachsenenalter können vielfältige Ursachen haben. Sie können beispielsweise die Folge eines Schlaganfalls oder einer Hirn-/Nervenverletzung durch Unfall, neurologische Erkrankung (z.B. Multiple Sklerose oder Morbus Parkinson) oder Raumforderungen (Tumore) sein. Auch bei einer Demenz kann es zu Sprachstörungen kommen.
Die wichtigsten logopädischen Störungsbilder sind:
Aphasie
In Folge eines Hirninfarktes (Schlaganfall) oder einer Hirnverletzung durch Unfall können im Gehirn Areale geschädigt werden, welche für die Sprache und das Sprechen verantwortlich sind. Infolgedessen kann es zu Beeinträchtigungen des Sprachverständnisses, der Sprachproduktion, des Lesens und/oder der Schriftsprache kommen. Diese Beeinträchtigungen können unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Aphasiker haben keine Defizite bezüglich ihrer Intelligenz und können beispielsweise auch bei stark gestörter Sprachproduktion ein gutes Sprachverständnis aufweisen. Sie sollten deshalb unbedingt als erwachsener Mensch ernst genommen, angemessen angesprochen und in den Alltag einbezogen werden.
Es ist sehr wichtig, dass die logopädische Therapie nach dem Ereignis zeitnah beginnt und zu Beginn hochfrequent erfolgt.
Dysarthrie
Bei einer Dysarthrie ist die Steuerung und Ausführung von Sprechbewegungen in Folge einer Schädigung des peripheren oder zentralen Nervensystems beeinträchtigt. So kann es bei diesem Störungsbild zu einer Verlangsamung des Bewegungsablaufes der Artikulatoren (z.B. Zunge) und somit zu einer Unverständlichkeit beim Sprechen kommen. Auch die Sprechmelodie, der Sprechrhythmus, sowie Atmung und Stimme können in unterschiedlichem Ausmaß betroffen sein.
In der Therapie wird an der Verbesserung oder Erhaltung dieser beeinträchtigten Teilbereiche gearbeitet.
Sprechapraxie
Bei einer Sprechapraxie ist die Planung und zeitliche Koordination der sehr komplexen Bewegungsabfolgen beim Sprechen beeinträchtigt. Dabei werden häufig einzelne Laute entstellt, vertauscht, ausgelassen oder hinzugefügt. Das beeinträchtigt die Verständlichkeit der Patienten sehr.
Alle drei Störungsbilder können auch in Kombination miteinander auftreten. Um die Behandlung effektiv zu planen ist eine genaue patientenorientierte Diagnostik erforderlich.
Stottern/ Poltern
Stottern und Poltern zählt zu den Sprechstörungen und bezeichnet in beiden Fällen eine Störung des Redeflusses.
Stottern kann bei Menschen aller Altersgruppen auftreten.
Dabei unterscheidet man entwicklungsbedingte Sprechunflüssigkeiten welche bei ca. 80% der Kinder im Alter von 2-4,5 Jahren auftreten und noch nicht als therapiededürftig einzuordnen sind. Sie sind gekennzeichnet durch:
- lockere kurze Silben- und/oder Wortwiederholungen
- lockere kurze Dehnungen
- vereinzelte Satzteilwiederholungen
Sie entstehen durch Selbstkorrekturen und leichte Unsicherheiten in Zusammenhang mit dem Erlernen neuer sprachlicher Strukturen/ grammatischer Regeln im Rahmen der Sprachentwicklung. Diese Art der Unflüssigkeiten bilden sich nach einer kurzen Durchgangsphase von selbst wieder zurück. Man sollte jedoch als Elternteil/Bezugsperson darauf achten, dass sie sich nicht verfestigen und über einen längeren Zeitraum manifestieren. Wenn Sie sich unsicher sind, ob bei ihrem Kind eine entwicklungsbedingte Sprechunflüssigkeit oder bereits ein beginnendes Stottern vorliegt, empfehle ich Ihnen immer ein Beratungsgespräch mit einer diagnostischen Abklärung. Zögern Sie nicht und sprechen Sie mich gerne darauf an.
Sollten verstärkte Sprechunflüssigkeiten über einen längeren Zeitraum auftreten spricht man vom Stottern.
Beim Stottern kommt es in Bezug auf das Sprechen zu längeren Wiederholungen von Lauten, Silben und/oder Wörtern, zu langen Dehnungen bestimmter Laute oder zu s.g. Blocks ("Steckenbleiben" bei bestimmten Lauten).
Entscheidend sind auch die s.g. Begleitsymptome wie z.B.:
- muskuläre körperliche Anspannung (ganzkörperlich/ im Gesichts- und Halsbereich) + Mitbewegungen beim Sprechen
- Sprechangst, Frustration, fehlender Blickkontakt
- Vermeiden von Sprechsituationen/ bestimmten Lauten oder Worten, Satzabbrüche etc.
Die Usachen des Stotterns sind sehr komplex und werden im Anamnesegespräch mit dem Patienten thematisiert.
Das Poltern ist gekennzeichnet durch eine sehr schnelle überschießende Sprechgeschwindigkeit. Hier werden Silben oder auch ganze Wörter verschluckt und Sätze teilweise verschränkt. Die Patienten sind dadurch in ihrer Verständlichkeit eingeschränkt und es fällt dem Zuhörer oft schwer den Inhalt des Gesagten zu erfassen. Durch die schnelle Sprechweise treten hier auch Stottersymptome auf.
Charaktersitisch ist beim Poltern im Vergleich zum Stottern die oft gestörte Eigenwahrnehmung des Patienten in Bezug auf seine Sprechweise. Die betroffene Person merkt oft gar nicht, dass sie zu schnell oder undeutlich spricht. Die Verbesserung der Eigenwahrnehmung ist somit ein zentraler Therapiebaustein bei der Behandlung des Stotterns.